Klimawandel – und ein wenig mehr

In der Debatte um den Klimawandel scheint es nur zwei Lager zu  geben. Für die einen ist alles menschengemacht und nur ein radikales Einsparen bringt die gewünschten Ergebnisse – für die anderen gibt es den Klimawandel praktisch nicht und wir dürfen weiterwirtschaften wie bisher. Unglaublich ermüdend. Und niemand scheint sich grundlegende Gedanken über das Phänomen „Klimawandel“ zu machen.

Ein wichtiger Punkt bleibt in fast allen Klimawandel-Diskussionen unerwähnt: Das Klima auf unserem Planeten Erde ändert sich ständig ! Sonst hätte sich menschliches Leben gar nicht entwickeln können. Ein Stopp des Klimawandels bzw. Begrenzen dieses – wie man es so oft hört und liest und fordert – ist wohl ein Unterfangen, daß die Fähigkeiten der menschlichen Rasse bei weitem übersteigt. Dieses ominöse 2 Grad Ziel suggeriert im Grunde wieder nur folgendes: Wenn wir das erreicht haben, können wir uns entspannt zurück lehnen, denn alles ist gut. Und alles läuft weiter wie gehabt. 

Ich möchte hier noch mal auf folgenden Punkt hinweisen, den viele – auch gut gemeinte – Ratschläge ignorieren diesen: Die Erde ist ein dynamisches System und verändert sich ständig. In menschlichen Dimensionen ist sie natürlich ziemlich stabil – und darum sind die gängigsten Lösungsansätze auch sehr kurz gedacht. Es ist absolut richtig, daß wir mit der Erde anders umgehen müssen, ein völlig anderes Wirtschaftssystem brauchen und Umweltschutz ganz selbstverständlich sein muss. Aber den Klimawandel aufhalten oder gar umkehren geht meiner Meinung nach in die falsche Richtung. Denn das bedeutet wieder folgendes: Wir Menschen wissen was zu tun ist und reparieren die fehlerhafte Schöpfung um uns herum (hat schon in der Vergangenheit nicht funktioniert). Die Lösung bietet wieder mal die Natur um uns herum: Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten (alle Lebewesen zeigen uns dies tagtäglich!) – auch an solche, die nach menschlichen Maßstäben eine (wirtschaftliche) Katastrophe sind.

Der Hauptpunkt, auf den ich hinaus will, ist folgender: Wir Menschen sind ein Teil der Natur, nicht mehr und nicht weniger. Dies schließt für mich ein, sich den natürlich vorherrschenden Gegebenheiten anzupassen, ohne allzu große Zerstörungen anzurichten. Dieses Bewusstsein „wir sind ein Teil der Natur und leben mit und von ihr“ würde viele theoretische Fragen unserer Zeit obsolet machen.
Ziel muss sein, die ganze Erde als Naturschutzgebiet zu begreifen (siehe Bewusstsein) – ohne Flächen entsprechend dafür ausweisen zu müssen.
Selbst wenn wir „nichts“ tun, beeinflussen wir unsere unmittelbare Umgebung, Mitgeschöpfe, etc. Die Frage ist nur, wie wir dies tun. Das immer wieder gern gebrachte Beispiel der riesigen Pflanzenfresserherden in den Savannen Afrikas ist sehr anschaulich. Der Ausstoß dieser Treibhausgase ist Teil des Ökosystems Erde und wurde/wird von diesem System entsprechend verwertet und reguliert – und ist wahrscheinlich auch notwendig (ein Vergleich mit der heutigen Massentierhaltung ist nur sehr bedingt bzw. nicht möglich, da diese weder artgerecht gehalten noch ernährt werden – was erhebliche Unterschiede bei den Ausscheidungen aller Art bedingt). Die Ausscheidungen unserer modernen Gesellschaft sind nun nicht mehr ganz so einfach in den natürlichen Stoffkreislauf zu integrieren. (Man könnte schon argumentieren, die Erde kann selbst kein Plastik hervorbringen, deswegen gibt es uns Menschen, die die Erde damit großzügig versorgen. Aber diese Ansätze halte ich für sehr fragwürdig und gehen von der These aus, daß die Erde speziell für uns Menschen erschaffen wurde – eine Vermutung, die sich auf keinerlei Fakten stützt. Und weiterführend, daß die Erde/Natur/Schöpfung fehlerhaft ist und vom Menschen repariert werden muss. Ein interessanter Nebenaspekt, wie dieser Widerspruch – nicht nur – im Christentum einfach hingenommen wird, wo Gott ja als allwissend, unfehlbar, etc. dargestellt wird)
Ich sehe nicht, daß wir legitimiert sind, unsere Umwelt nachhaltig und langfristig zu beeinflussen (meist im negativen Sinn) – wer sollte diese Legitimation auch ausstellen ?
Die Rolle der Menschheit sehen die Meisten doch vor dem Hintergrund des Menschen als Krone der Schöpfung und den kapitalistischen Wertevorstellungen des „Alles hat seinen Preis/Wert und sollte in den Wirtschaftskreislauf einverleibt werden“.
Der Mensch ist einzigartig auf der Erde, keine Frage – aber als Metalebewesen sehe ich ihn nicht. Hier muss ich wieder auf den Punkt des Bewusstseins verweisen – viele Fragen würden sich dann gar nicht erst stellen. Anzumerken wäre hier auch: Macht geht immer mit Verantwortung einher.
Zum Punkt notwendiger Konsum, Wirtschaftssystem, moderne Konsumbedürfnisse … wäre anzumerken, daß der Großteil der heute produzierten Produkte absoluter Müll sind und nur dem Zweck dienen Geld zu verdienen – auch die industriell hergestellten Lebensmittel (es geht nicht darum, Menschen zu ernähren, sondern Geld zu verdienen).

Bieten die heute vielfach gepriesenen Umweltprogramme eine Lösung des Problems ?  Kann/muss/sollten als Krücke in einer Übergangsphase zu einem allgemeinen „natürlichen“ Bewusstsein dienen (siehe oben – ich wiederhole mich dauernd, aber dies ist der zentrale Punkt). Ansätze eines globalen Umweltprogrammes gibt es ja heute schon, mit allen Fehlern behaftet, die unsere intelligente (leider nicht weise) Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur eben zwangsläufig mit sich bringt. Diese Programme sind ja wieder nur ein grünes Feigenblatt, daß fragwürdige Auflagen für viele vorsieht und Profite für einige Wenige – business as usual. Pessimisten könnten meinen, wir befinden uns auf dem besten Weg in eine globale Ökodiktatur.
Zu einem globalen Umweltprogramm (daß ja auch unser Wirtschaftssystem betrifft) ist grundsätzlich anzumerken, daß ALLE Einsparungsmaßnahmen (Gesundschrumpfen, Verzicht, Änderung des Konsumverhaltens, Cradle-to-cradle, nachhaltige Produktionsmethoden, qualitativ hochwertige Produkte, lange Nutzungsdauer, etc.) in unserem derzeitigen Wirtschaftssystem NICHT möglich sind.
Der Grund, warum ausnahmslos alle aktiven Wirtschaftswissenschaftler, Manager, Banker, etc. gegen ein „Gesundschrumpfen“ unseres auf Konsum und ständigem Wirtschaftswachstum angewiesenem System sind, ist folgender: WIR KÖNNEN GAR NICHT MEHR VERZICHTEN! Ein Rückgang des Wirtschaftswachstums und somit des Konsums (Vernichtens) um ein paar Prozentpunkte alarmiert bereits die Wirtschaftswächter. Ein auch freiwilliger Verzicht um 10 bis 20% hätte gravierende Folgen. Das wäre wohl der Zusammenbruch unserer zivilisierten Welt – zumindest so, wie wir sie kennen. Nur so sind die gewaltigen Anstrengungen zu verstehen, die unternommen werden, um diese Wahrheit nicht ins Bewusstsein der Menschen einsickern zu lassen. Kein Preis ist zu hoch (auch nicht die Vernichtung unseres eigenen Lebensraumes!), um die Wirtschaft am Laufen zu halten. An ein Einschränken, Schrumpfen ist gar nicht zu denken.

Mit unserem derzeitigen Bewusstsein, daß nur bis zum Ende einer Legislaturperiode, bis zur nächsten Vorstandssitzung oder gar nur bis zum nächsten Wochenende reicht, werden wir unser Wirtschaftssystem, daß auf ständiges Wachstum, Ausbeutung und Verschwendung angewiesen ist, nicht ändern können. Der Klimawandel und seine Auswirkungen wird wohl viele kalt erwischen.

„Wenn jemand an einer Sache in der Natur zerrt, wird er feststellen, daß diese mit dem Rest der Welt verbunden ist.“ John Muir

„Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind wir vom Ende der Natur und damit der Welt selbst bedroht, weil sich eine Technik, die scheinbar volle Herrschaft über den Planeten Erde ermöglicht, in der Hand von Psychopathen und Bürokraten befindet.“ Arno Grün

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